Franz Schnyder
* 5.3.1910 Burgdorf BE, † 8.2.1993 Münsingen BE.
1929 Matura in Burgdorf. Ausbildung zum Schauspieler und Regisseur bei Ilka Grüning in Köln und bei Louise Dumont und Gustav Lindemann in Düsseldorf. 1937–39 Schauspieler und Regisseur bei →Heinz Hilpert am Deutschen Theater Berlin (1938 Inszenierungen von de Caillavet/De Flers/Reys "Das schöne Abenteuer", Max Halbes "Erntefest" und Franz Karl Franchys "Summa cum laude"). 1938/39 Gastregisseur bei Otto Falckenberg an den Münchner Kammerspielen. 1939/40 zahlreiche Inszenierungen am →Schauspielhaus Zürich, darunter Selma Lagerlöffs "Der Kaiser von Postgallien", →Robert Faesis "Die Fassade", Ibsens "Ein Volksfeind" und 1940/41 die Uraufführung von →Georg Kaisers "Der Soldat Tanaka". 1941 drehte S. "Gilberte de Courgenay" (nach dem gleichnamigen Volksstück mit Musik von →Hans Haug und →Rudolph Bolo Maeglin) mit →Anne-Marie Blanc in der Titelrolle. 1942 folgte "Das Gespensterhaus" und 1943 "Wilder Urlaub". Daneben inszenierte S. am →Stadttheater Basel (1940 Shaws "Cäsar und Cleopatra", 1943 Shakespeares "Macbeth" mit →Leopold Biberti) und am →Stadttheater Bern (1941 die Uraufführung von →Werner Juker/→Heinrich Sutermeisters "Das Laupenspiel"). 1944–46 war S. als Nachfolger von →Oskar Wälterlin Schauspieldirektor am Stadttheater Basel. Dort inszenierte er unter anderem Shakespeares "Der Sturm" mit →Alfred Lohner als Prospero, die deutschsprachigen Erstaufführungen von Werfels "Jacobowsky und der Oberst" mit →Hermann Gallinger und Biberti, Hemingways "Die fünfte Kolonne", Hebbels "Maria Magdalena" mit →Heinrich Gretler als Anton und →Käthe Gold als Klara, Shakespeares "Der Kaufmann von Venedig" mit →Maria Becker als Porzia, Goethes "Egmont", Tolstois "Der lebende Leichnam", Shaws "Die heilige Johanna" mit →Margrit Winter. S.s. Basler Spielplan war zwar literarisch ambitioniert, jedoch weit gehend apolitisch und ohne Zeitbezug. 1946 brach S. seine Theaterkarriere ab und arbeitete als künstlerischer Leiter der Klubhaus-Konzerte der Migros. 1954 kehrte er mit dem Spielfilm "Uli der Knecht" (mit →Hannes Schmidhauser und →Lilo Pulver) zurück zu seinem bevorzugten Medium. Es folgten unter anderem die →Gotthelf-Verfilmungen "Uli der Pächter", "Die Käserei in der Vehfreude", "Anne Bäbi Jowäger" und "Geld und Geist", durch die viele Schweizer Schauspieler über das Theater hinaus grosse Popularität erlangten. Für die Bühne arbeitete S. nur noch selten: 1955 inszenierte er mit →Gustav Knuth in der Hauptrolle Mary Chases "Mein Freund Harvey" als Produktion des Zürcher Schauspielhauses im →Theater am Neumarkt. "Die sechs Kummerbuben" (1967), eine Koproduktion mit dem Fernsehen, war wenig erfolgreich. Zehn Jahre lang kämpfte S. für die Realisierung eines Spielfilms über Heinrich Pestalozzi. Verbittert starb er in der Psychiatrischen Klinik Münsingen.
Autor: Thomas Hostettler
Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:
Hostettler, Thomas: Franz Schnyder, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 3, S. 1626–1627.