Hermann Gallinger
* 5.12.1899 Basel, † 3.6.1962 Porto Ronco TI. ∞ →Annie Weber, Sängerin.
Ausbildung bei →Michael Isailovits und Josef Keim in Basel. 1919/20 Schauspielvolontär, 1920–22 Schauspieler am →Stadttheater Basel (Ruodi in Schillers "Wilhelm Tell", Melchior Gabor in →Frank Wedekinds "Frühlings Erwachen"), dann 1922/23 am Künstlertheater Frankfurt am Main, 1923–25 am Stadttheater Altona, 1925/26 am Schauspielhaus Bremen, 1926/27 am →Schauspielhaus Zürich, 1927–33 am Hessischen Landestheater Darmstadt (Intendant: →Carl Ebert, ab 1931: →Gustav Hartung). Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten aus politischer Überzeugung Rückkehr in die Schweiz. Von April 1933 bis Ende der Saison 1951/52 zunächst als Utilité, dann als jugendlicher Bonvivant und Charakterspieler am Stadttheater Basel, dort über 160 zumeist tragende Rollen, darunter zahlreiche Shakespeare-Rollen wie 1933 Tobias von Rülp in "Was ihr wollt" (Regie: Hartung) und Don Juan in "Viel Lärm um nichts" (Regie: →Alwin Kronacher), 1938 Puck in "Ein Sommernachtstraum" (Regie: Hartung), 1939 Rodrigo in "Othello", 1940 Narr in "Was ihr wollt", 1941 Titelrolle in "Julius Caesar" (Regie: →Leopold Lindtberg), 1944 Caliban in "Der Sturm" und 1945 Shylock in "Der Kaufmann von Venedig". Ausserdem unter anderem 1935 Sosias in Kleists "Amphitryon" (Regie: Ebert), 1938 Napoleon in der Uraufführung von →Hermann Kessers "Talleyrand und Napoleon" (mit →Albert Bassermann), 1939 Titelrolle in Lessings "Nathan der Weise", 1941 Josua Stuart in Ardreys "Leuchtfeuer", 1942 Arnold Kramer in Gerhart Hauptmanns "Michael Kramer", Bonaparte in →Max Gertschs "Menschenrechte" und Mr. Webb in Wilders "Eine kleine Stadt" (Regie: →Oskar Wälterlin), 1943 Feldprediger in →Bertolt Brechts "Mutter Courage und ihre Kinder" (Regie: Lindtberg) und Erni Turmann in →Cäsar von Arx’ "Der Verrat von Novara", 1944 Shu Fu in Brechts "Der gute Mensch von Sezuan", Leonhardt in Hebbels "Maria Magdalena" (mit →Käthe Gold) und Jacobowsky in der deutschsprachigen Erstaufführung von Werfels "Jacobowsky und der Oberst" (Regie: →Franz Schnyder, mit →Leopold Biberti), 1945 Ansager in Wilders "Wir sind noch einmal davongekommen", 1948 Franz Moor in Schillers "Die Räuber". Mitwirkung in zahlreichen Lustspielen und Operetten sowie in diversen Revuen und bunten Abenden. 1940 gastierte G. am Schauspielhaus Zürich. Neben der Theaterarbeit übernahm er zahlreiche Rollen in Schweizer Filmen und beim Radio (Mitglied der Hörspielgruppe des Radios Basel).
Literatur
- Blubacher, Thomas: Befreiung von der Wirklichkeit? Das Schauspiel am Stadttheater Basel 1933–1945, 1995.
Autor: Thomas Blubacher
Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:
Blubacher, Thomas: Hermann Gallinger, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 1, S. 672–673.