Paul Kalbeck

Aus Theaterlexikon - CH
Zur Navigation springen Zur Suche springen

* 15.7.1884 Obernigk (Oborniki, heute: PL), † 5.11.1949 Bern. Sohn des Musikkritikers und -schriftstellers sowie Librettisten Max K. ∞ I. 1916–18 Helene Thimig, Schauspielerin, ∞ II. 1919 Marie Mautner, Malerin, auch Bühnen- und Kostümbildnerin.

Vater des Theater- und Fernsehdramaturgen sowie Schriftstellers Florian K. 1905–07 Schauspielstudium an der Wiener Akademie für Musik und darstellende Kunst. Es folgten Engagements als Schauspieler und bald als Spielleiter unter anderem in Lübeck, Kattowitz, Meiningen, an der Volksbühne Berlin und in Dessau. 1917–21 Regisseur an den Münchner Kammerspielen unter Otto Falckenberg. 1923–38 Regisseur am Theater in der Josefstadt in Wien, dort unter anderem Inszenierung von Goethes "Die Geschwister" zusammen mit Max Mells "Apostelspiel", mit welchen das Theater in der Josefstadt 1937 eine Gastspielreise in die Schweiz absolvierte. In den zwanziger Jahren gemeinsam mit Hans Thimig Gründung der Neuen Schule für dramatischen Unterricht in Wien, dort 1929–38 auch Lehrtätigkeit am Max-Reinhardt-Seminar, 1935 Verleihung des Professorentitels. Im Juni 1938 am →Stadttheater Basel Gastinszenierung von Shakespeares "Wie es euch gefällt". Bis August 1938 Bemühungen um eine so genannte Sonderbewilligung, um als "Halbjude" weiterhin in Österreich arbeiten zu können. Ab Anfang 1939 im Exil in Basel, K.s Hoffnung, als Oberspielleiter ans Stadttheater verpflichtet zu werden, zerschlug sich. Abgesehen von einer Gastregie (Alexandre Dumas’ "Kean") war K. dreieinhalb Jahre arbeitslos. Auf Grund des Erfolgs der Gastinszenierung von Shakespeares "Mass für Mass" 1942 am →Stadttheater Bern wurde K. dort auf Beginn der Spielzeit 1942/43 zum Oberspielleiter berufen. Bis zu seinem Tod inszenierte er in Bern über fünfzig Stücke, darunter Shakespeares "Romeo und Julia", "Wie es euch gefällt", "Was ihr wollt", "Viel Lärm um nichts" und "Der Kaufmann von Venedig", Nestroys "Einen Jux will er sich machen" und "Der Zerrissene", Lessings "Minna von Barnhelm" und "Emilia Galotti", Goethes "Faust I", Molières "Der eingebildete Kranke" und "Tartuffe", Grillparzers "Sappho", Tschechows "Onkel Wanja" sowie die Uraufführung von →Hans Müller-Einigens "Der Helfer Gottes". Daneben erteilte K. Schauspielunterricht; zu seinen Schülern gehörten unter anderem →Peter Arens, →Franz Matter und →Lilo Pulver. 1943/44 zählte K. zu den 21 Delegierten des "Vorbereitenden Künstlerkomitees", das →Karl Paryla als Arbeitsgemeinschaft österreichischer Künstler für den demokratischen Wiederaufbau in Österreich initiierte. In der Spielzeit 1948/49 kehrte K. als Gastregisseur für zwei Produktionen ans Theater in der Josefstadt zurück. 1949 leitete er das Schauspielseminar am Mozarteum in Salzburg. Seine Qualität als Regisseur stellte K. vor allem mit Shakespeare-Inszenierungen unter Beweis. Neben seinen Regiearbeiten war K. als Dramatiker tätig, zu seinen Werken zählen: "Till Eulenspiegel in Flandern" (1922), "Wir sagen uns alles" (1927), "Die Szene wird zum Tribunal" (1935), "Das Mädchen mit der Kirsche" (1936) und "Monika und die liebe Frau" (1945).

Literatur

  • Hödl, Helga: P. K., Diplomarbeit der Universität Wien, 1987.


Autorin: Julia Danielczyk



Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:

Danielczyk, Julia: Paul Kalbeck, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 2, S. 957–958.

Normdaten

Vorlage:Normdaten